Teams bestehen aus Menschen mit individuellen Bedürfnissen und persönlichen Zielen. Diese müssen sie zwangsläufig einem höheren, anderen, vielleicht fremden unterordnen. Weil sie sonst nicht so richtig funktionieren kann. Die Sache mit dem Team. Eine für alle, alle für einen? Teamziele und persönliche Ziele. Zwei verschiedene Paar Schuhe. Je größer das Team, desto komplizierter und verknoteter die Sachlage. Eine Richtung wird von vielen Gegenbewegungen bestimmt. Deshalb ist es eine ganz natürliche Sache sich kompetent begleiten zu lassen, bei der Suche nach dem ausgewogenen Mittelmaß und der Gratwanderung zwischen Individuum und Team. Outdoor Teamentwicklung nennt der Fachmann einen solchen Findungsprozess. Wir haben diesen mit Michael Gruber-Schilling, teaminprogress, erleben dürfen. Und wie es sich für eine gute Story gehört, erzählen wir sie euch.
Spielen und bespielt werden. Teamtraining im Fokus.
Als Michael mit seinem großen Bus ankommt wissen wir noch nicht was uns der Tag, und vor allem der Inhalt seines Busses, bringen wird. Dieser ist voll mit Kisten. In den Kisten diverse Utensilien. Ganz hinten im Eck steht ein Einrad. Ja. Ein Einrad. Wir ahnen Böses. Da die Fluchtwege von Bäumen, Schluchten und steilen Hängen versperrt sind, bleibt uns nichts anderes übrig, als unser Schicksal in die Hände von Michael zu geben. Ein letzter Kaffee und es kann losgehen.
Vor uns liegen kleine, grüne und willkürlich nummerierte Teppiche. Sie sind in einer 8ter-Formation am Boden verteilt. Es sind Grünstücke einer Kleingartensiedlung, die unter uns verlost werden. Jede*r bekommt zwei zugewiesen. Nach dem Zufallsprinzip. Michael erklärt uns die Spielregeln. Alle müssen von A nach B. Über und durch die Kleingartensiedlung. Ohne den Boden zu berühren. Wir dürfen nur über die Grundstücke ziehen. Und zwar nach einfachen Regeln. Jede*r von uns darf ein Grundstück nur dann betreten, wenn der*die „Besitzer*in“ zu Hause ist. Jede*r von uns darf das eigene Grundstück nicht verlassen, sofern jemand anderes noch dort zu Besuch ist. Dann geht es schon los.
Michael überlässt uns das Spiel. Er beobachtet nur. Sein Interesse liegt in unserem Zugang, die Aufgabe zu lösen. Als Team. Gemeinsam. Weit weg vom Ziel tasten wir uns langsam heran. Details über unser Gruppenverhalten und die Dynamik im Spiel verraten wir an dieser Stelle nicht. Alles streng geheim und Gegenstand von spannenden Nachbesprechungen. Fakt ist nur: Wir haben die Aufgabe bravourös gelöst. 1:0 für das Team.
Über Rangdynamik und Rollen. Teams funktionieren dynamisch.
Gleich geht es munter weiter. Neues Spiel, neues Glück. Wieder ist das Team gefordert. Wir sind ja auf einem Outdoor-Teamentwicklungs-Trip. Logisch. Michael sieht unser Team „in progress“. Diesmal sind Seil und Holzklötze unsere Spielsachen. Wir sollen einen Turm bauen. Alles schaut ziemlich tricky aus. 13 Personen, 13 Seile, vier Holzklötze. Das Spiel hat trotzdem einen Haken. Das ist unser Werkzeug. Ein Kran den 13 Menschen gleichzeitig lenken sollen. Jetzt verstehen wir die Übung. Genial. Es geht los. Ein Holzklotz nach dem anderen.
Unser Team findet sich rasch und nach einem Fehlversuch wird Stück für Stück der Turm höher. Ein wenig zupfen hier, ein wenig ziehen dort, nachlassen, nach rechts, nach links, höher, tiefer und der vierte von fünf Holzklötzen steht. Nicht schlecht. Ganz im Gegenteil. Sehr gut sogar. Das Team verzichtet auf den fünften Stock, alias Holzklotz und gibt sich zufrieden. Gemeinsam aufhören ist auch eine Teamstärke. Michael beobachtet uns immer noch und zieht seine noch geheimen Schlüsse. Da ein leerer Magen nicht gerne spielt und übt, geht’s zum Mittagessen.
Jeder ist ein Rädchen im Gesamten. So die Teamspielregeln.
Es ist schon erstaunlich, wie sehr einfache Spiele das Miteinander fordern und fördern. Und wie oft im Stillen eine Organisation (ein Team) zu funktionieren beginnt. Jede*r ist ein Rädchen im Gesamten. So die Teamspielregeln. Das hat unsere Outdoor Teamentwicklung auch ans Licht gebracht. Beim Einrad-Fahren. Genau. Jenes Einrad aus dem Bus von Michael. Niemand von uns ist jemals mit einem Einrad gefahren. Fünf von uns haben es dann doch geschafft. Mit der Mithilfe der anderen zwölf. Teamentwicklung nennt das der Fachmann. Funktionslos. Mit dynamischer Rollen- und Rangzuteilungen.
Michael wollte uns prüfen und hat uns geprüft. Michael wollte uns auch einen Spiegel vorhalten. Und wir haben in den Spiegel geschaut. Gelernt haben wir einiges. Nicht genug. Aber immerhin. Hängen geblieben ist uns der Begriff „rangdynamische Position“. Das Modell von Raoul Schindler. Interessant. Sehr interessant. Alpha, Beta, Gamma, Delta – das Ziel und das Gegenüber.
Wir haben das Teamtraining mit Michael überstanden und unsere Ziele erreicht. Dabei haben wir das Gegenüber überwunden. Das wird uns helfen. Aus Egoismus ist Teamgoismus geworden. Jetzt liegt es an uns die persönlichen Ziele und Befindlichkeiten, jener des Teams beizusteuern.
Danke Michael.
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